RE:Funditores

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Schleuderer im Heer
Band VII,1 (1910) S. 294296
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Funditores. In der fünften Klasse der sog. Servianischen Heeresordnung nennt Liv. I 43, 7 auch Truppen, die fundas lapidesque missiles secum gerebant, vgl. Dion. Halic. IV 17. Festus ep. 369; ferentarii qui fundis ac lapidibus pugnabunt (Non. p. 553 M.). Ihre Verwendung im Kriege ist für die ältere Zeit nicht bezeugt; die rorarii (s. d.) sollen mit der Schleuder bewaffnet gewesen sein, Marquardt St.-Verw. II2 327. Als Hannibal jedoch solche Mannschaften besonders aus Mauretanien und von den Balearen (s. u.) ins Feld führte (Liv. XXI 21, 12. XXII 37, 8), erhielt Rom 1000 Mann F. aus Sizilien von Hiero, Liv. XXII 37, 7 (216 v. Chr.). Seit die Römer den [295] griechischen Osten unterwarfen, wo Schleuderer längst im Heere eine größere Rolle spielten und ihnen nun entgegentraten (Antiochos hatte kretische und cyrtische aus Medien, Liv. XXXVII 40, 9. 41, 9), wurden solche Hilfstruppen häufiger herangezogen; so stellte Attalus f. Cretenses gegen die Gallier (Liv. XXXVIII 21, 2), und bei der Belagerung von Same auf Kephallenia 189 v. Chr. waren Schleuderer aus Aegium, Patrae, Dyme tätig, Liv. XXXVIII 29, 4 (Weißenborn z. d. St.). Diese übertrafen noch an Geschicklichkeit die vielgerühmten Schleuderer von den Balearen (s. o. Bd. II S. 2824. Liv. XXXVIII 29, 6), wo die Knaben auch von früh auf im Wurf geübt wurden und, wie Vegetius I 16 erzählt, kein Essen erhielten, wenn sie das Ziel verfehlt hatten.

Solche Hilfstruppen zählten natürlich zur levis armatura, Veget. I 20. II 2. 17. Non. p. 553 M. (Sisenna lib. III), und waren wenig geachtet, Val. Max. II 7, 9. Iugurtha unterstützte die Römer im numidischen Krieg durch F. aus Numidien und Mauretanien, Appian. Hisp. 89, unter den Truppen des Sertorius, des Lucullus, Plut. Sert. 12; Luc. 27, besonders in den Kämpfen Caesars werden F. öfter erwähnt, bell. Gall. II 7, 2: Numidas et Cretas sagittarios et f. 10, 1. 19, 4. 24, 4. VIII 40, 5. Bell. Afr. 78, 3. Pompeius hat im Bürgerkriege zwei Cohorten zu je 600 Mann, Caes. bell. civ. III 4, 3, und stellt sie oft ins Feld, I 27, 5. III 44, 6. 88, 6. 93, 7. 94, 4, nach Appian. bell. civ. II 49. 71 aus Thrakien und Kreta. Die F. hatten ihren Platz gewöhnlich auf den Flügeln (Liv. XXXVII 40, 9. 14. Veget. I 20), sollten in raschem Vorstoß das Gefecht eröffnen, den Feind mit Geschossen überschütten und dann sich schnell zurückziehen, vgl. Liv. XXXVIII 20. 21. Caesar stellte gegen Afranius F. und Bogenschützen in der Mitte der Schlachtordnung auf (bell. civ. I 83, 2), Pompeius läßt F. und Schützen ausschwärmen, um die Schanzarbeiten Caesars zu stören, dann Leichtbewaffnete mit Wurfmaschinen nachrücken (III 44, 6), Caesar verwendet sie auch zur Deckung des Rückzugs (III 46, 2). Nützlich sind die F. ferner bei Belagerungen (Veget. IV 21), so der von Same (s. o.), Numantia (Frontin. str. IV 7. Veget. I 15). Athen (Appian. Mithr. 32. 33), Ategua (Bell. Hisp. 13. 18), und als Schiffsbesatzung (Bell. Alex. 30, 6), gegen Elefanten, Veget. III 24. Die Schleuder der Balearen und anderer Völker war nach Liv. XXXVIII 29, 6 ein einfacher Lederriemen, die der oben genannten griechischen Stämme bestand aus drei übereinander gelegten Lederstreifen, denen durch häufige Nähte Halt gegeben war, so daß der Riemen straff wie eine Bogensehne wurde, das Geschoß festlag, wuchtiger und sicherer geschleudert werden konnte. Man schlang ein Ende fest um die Hand, legte das andere daran, schwang die Schleuder einmal (Veget. II 23) oder mehrmals (vgl. Sil. Ital. I 314) im Kreise um den Kopf und ließ das eine Ende rasch los, so daß das Geschoß in der Richtung der Tangente des Kreises davonflog. Doch sind auch andere Stoffe, wie Leinwand, verwandt worden, Veget. III 14: f. sunt qui fundis lino vel saetis factis – has enim dicunt esse meliores – contorto circa caput bracchio dirigunt saxa. Geschleudert wurden Steine, Veget. II 15, und Bleikugeln, Liv. XXXVIII 20, 1, s. die [296] Art. Σφενδόνη und Glans. Über die Schleuder mit den durch Eisen geschärften Pfeilen, die cestrosphendone, vgl. die Beschreibung von Livius XLII 65, 9 und Polybios bei Suid. s. κέστρος.

Tacitus erwähnt F. im Heere des Germanicus (ann. II 20) und in dem des Corbulo bei der Belagerung von Volandum (ann. XIII 39). Auf der Traianssäule, Taf. LI. LII, Cichorius Textb. II 336, ist unter den römischen Hilfstruppen ein Schleuderer dargestellt mit unbedecktem Kopf und nackten Füßen, nur bekleidet mit einer gegürteten Ärmeltunica und dem sagum, in dessen von der linken Hand gehaltenem Bausch eine Anzahl Kugeln liegen (Baumeister Denkm. III 2059); vgl. Taf. LXXX Textb. III 193 und die Abbildung der Grabsteine CIL VI 17243[1]. Matz-v. Duhn Bildwerke Roms nr. 3877. S.-Ber. Akad. Wien 1851 Taf. IV. Hadrian lobt im Lager zu Lambaesis die Reiter der cohors Commagenorum auch wegen ihrer Schleuderkunst mit Steinen. CIL VIII 2532 = 18041 (o. Bd. VI S. 1654). Übrigens machen auch die Legionäre gelegentlich bei Belagerungen (s. o.) von der Schleuder Gebrauch (Sallust. Iug. 57, 4. Appian. Mithr. 32. 33). Vegetius I 16 empfiehlt, die Rekruten darin zu üben, und rät allen Soldaten II 23, im Werfen von pfundschweren Steinen Fertigkeit zu erlangen. Literatur: Fougère bei Daremberg-Saglio Dict. II2 1365. Marquardt St.-V. II2 343. 441. 469. Fröhlich Kriegswesen Caesars II 105.

Anmerkungen (Wikisource)[Bearbeiten]

  1. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 17243.